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Römisch-Germanisches Zentralmuseum Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte Sonderdruck aus Dieter Quast (Hrsg.) WEIBLICHE ELITEN IN DER FRÜHGESCHICHTE FEMALE ELITES IN PROTOHISTORIC EUROPE Internationale Tagung vom 13. bis zum 14. Juni 2008 im RGZM im Rahmen des Forschungsschwerpunktes »Eliten« Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums M ainz 2011 INHALT Dieter Quast Weibliche Eliten – eine Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Hierarchien und Selbstdarstellung weiblicher Eliten in der Frühgeschichte Matthias Hardt Königstöchter – Konkubinen – Hausherrinnen. Gesellschaftliche Stratifizierungen weiblicher Mitglieder der merowingerzeitlichen Oberschicht anhand schriftlicher Quellen . . . . . . . . . . . . 7 Ursula Koch Hierarchie der Frauen merowingerzeitlicher Hofgesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Ulla Lund Hansen Women’s World? Female Elite Graves in Late Roman Denmark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Max Martin Merowingerzeitliche Wagengräber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Antoinette Rast-Eicher, Patrick Périn Die merowingerzeitlichen Frauenbestattungen aus der Basilika von Saint-Denis. Neue interdisziplinäre Untersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Gabriele Graenert Grabausstattung und Standesbewusstsein – eine Problemskizze zur romanischen Beigabensitte mit Fallbeispielen aus der Burgundia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Orsolya Heinrich-Tamáska Frühe »Awarinnen« und späte »Germaninnen«? Bemerkungen zur Interpretation reicher Frauengräber der Frühawarenzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Lotta Fernstål Female Boat Graves in Sweden. Aspects of Elite and Cosmopolitanism during the Late Iron Age . . . . 111 Dieter Quast Der Schatz der Königin? Völkerwanderungszeitliche Schatzfunde und weibliche Eliten . . . . . . . . . . . . 121 Weibliche Eliten in Kult, Religion und Jenseits Michael J. Enright Warlords and Women in the First Millennium. The Case of the Prophetess, and the Experience of the Followers’ Wives and Daughters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 Jacek Andrzejowski Out of the Social Structure? A Late Roman Period Female Grave from Jartypory, Eastern Poland . . . . 185 Eszter Istvánovits, Valéria Kulcsár Satana and Others: Priestesses, Witches and Queens of the Steppe-Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 Rudolf Simek The Late Roman Iron Age Cult of the matronae and Related Germanic Deities . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 Margrethe Watt Images of the Female »Elite«? Gold Foil Figures (Guldgubbar ) from the 6th and 7th Century Scandinavia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 John Ljungkvist Mistresses of the Cult – Evidence of Female Cult Leaders from an Archaeological Perspective . . . . . . 251 Anne-Sofie Gräslund Female Elites in Viking Age Scandinavia during the Christianization . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 Antje Kluge-Pinsker Weibliche Würdenträger in klerikalen Kontexten des Frühmittelalters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 Vernetzung weiblicher Eliten Timo Stickler Römisch-barbarische Heiratsbeziehungen in der Völkerwanderungszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 Jan Schuster Frühe Gräber weiblicher Eliten bei den Germanen und ihre Vernetzung im Barbaricum . . . . . . . . . . . 307 Marzena J. Przybyła Die Regionalisierung der reichen Frauentracht und die Nachweismöglichkeiten jüngerkaiserzeitlicher Heiratskreise am Beispiel Nordeuropas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321 Karen Høilund Nielsen Animal Style and Elite Communication in the Later 5th and 6th Centuries . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361 Alexandra Pesch Gold Bracteates and Female Burials. Material Culture as a Medium of Elite Communication in the Migration Period . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377 Dieter Quast (unter Mitwirkung von Dominique Wiebe) Zusammenfassung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399 Verzeichnis der Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 409 DIETER QUAST DER SCHATZ DER KÖNIGIN? VÖLKERWANDERUNGSZEITLICHE SCHATZFUNDE UND WEIBLICHE ELITEN Untersuchungen zu Eliten in der Vor- und Frühgeschichte erfolgen zumeist auf der Grundlage von Prunkgräbern 1. Betrachtet man derartige Bestattungen der ersten Hälfte des ersten nachchristlichen Jahrtausends, so fällt auf, dass sie quasi eine »wellenartige« Erscheinung sind: Es gibt bestimmte Zeiten mit Prunkgräbern und solche ohne. Frühgeschichtliche Prunkgräber stellen echte Horizonte dar, die anhand einzelner Fundorte treffend zu charakterisieren sind: In der älteren Kaiserzeit sind es die Lübsow-Gräber, in der jüngeren Kaiserzeit die Haßleben-Leuna-Gruppe, in der Attilazeit die Bestattungen der Gruppe Untersiebenbrunn und zeitlich direkt daran anschließend der Horizont Apahida-Rüdern-Tournai 2. Vergleicht man das Geschlechterverhältnis innerhalb der einzelnen Horizonte, so gewinnt man den Eindruck, dass eine derartige Bestattung mehr Männern als Frauen zukam – sicher zu quantifizieren ist das derzeit aber nicht 3. Natürlich gibt es herausragende Frauengräber, etwa das der Fürstin von Haßleben (Kr. Sömmerda) oder das Bootsgrab von Oseberg (Slagen, Vestfold/N), doch sind diese nicht nur aufgrund ihrer Beigaben in Archäologenkreisen so bekannt, sondern auch, weil sie eben auffällige Ausnahmen darstellen 4. Lediglich in der Gruppe Untersiebenbrunn scheint dieses Geschlechterverhältnis zu kippen. Es gibt zwar auch in der Abb. 1 Verbreitung der polychromen Silberblechfibeln der »Werkstattgruppe Szilágysomlyó«: 1 Airan (Valmeray, com. Moult, dép. Calvados/F). – 2 Gelénes (Kom. Szalbolcs-Szatmar-Bereg/H). – 3 Kerč (Krim/UA). – 4 Laskov(?) (Volyns’ka obl./UA). – 5 Młoteczno (ehem. Hammersdorf, woj. Warmińsko-Mazurskie/PL). – 6 Nežin (Černigovs’ka obl./UA). – 7 Poršnino (Orlovskaja obl./RUS). – 8 Rábapordany (Kom. Győr-Moson-Sopron/H). – 9 Regöly (Kom. Tolna/H). – 10 Szilágysomlyó (heute Şimleul Silvaniei, jud. Sălaj/RO). – 11 Untersiebenbrunn (Gde. Gänserndorf, Niederösterreich/A). – 12 »Varese« (Prov. Varese/I). – 13 Velţ (jud. Sibiu/RO). – (Zusammenstellung nach Stark 2000, 140f.). Weibliche Eliten in der Frühgeschichte 121 Abb. 2 Lage der im Text behandelten Schatzfunde mit Bestandteilen weiblicher Kleidung und einiger großer Solidus- und Barrenhorte aus dem Karpatenbecken ( Kleidungszubehör;  Münzen/Goldbarren): 1 Desana (Prov. Vercelli/I). – 2 Reggio Emilia (Prov. Reggio Emilia/I). – 3 Zamość (woj. Lublin/PL). – 4 Bíňa (okr. Nové Zámky/SK). – 5 Budapest (H). – 6 Szikáncs (Hódmezővásárhely, Kom. Csongrád/H). – 7 Szilágysomlyó (heute Şimleul Silvaniei, jud. Sălaj/RO). – 8 Cluj-Someşeni (jud. Cluj/RO). – 9 Feldioara (jud. Braşov/RO). – 10 Crasna (jud. Covasna/RO). – 11 Pietroasa (jud. Buzău/RO). Stufe D 2 – also grob gesagt in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts – prunkvolle Männergräber, etwa in Wolfsheim (Lkr. Mainz-Bingen) und Altlussheim (Rhein-Neckar-Kr.) 5, doch wird der Horizont zweifellos von Frauenbestattungen mit polychromen Fibeln bestimmt 6. Trotz der enormen Verbreitung derartiger Gräber zeichnet sich ein Schwerpunkt im Karpatenbecken ab, also im hunnischen Herrschaftsbereich (Abb. 1). Dort werden diese Frauengräber im Allgemeinen der »ostgermanischen Koine« zugeschrieben, einem von Volker Bierbrauer geprägten Terminus 7. In diesem Kulturkreis war es nicht üblich, Männer mit Waffen und Reitzubehör auszustatten, so dass sie archäologisch nicht nachweisbar sind 8. Das Geschlechterverhältnis des Horizontes Untersiebenbrunn ist also der Beigabensitte geschuldet. Verlässt man die Ebene der Prunkgräberarchäologie, so bieten auch die Schatzfunde einen möglichen Zugang zu den weiblichen Eliten der Attilazeit 9. Seit Langem bekannt sind die Komplexe aus Szilágysomlyó (heute Şimleul Silvaniei, jud. Sălaj/RO), Pietroasa (Pietroasele, jud. Buzău/RO) und Cluj-Someşeni (jud. Cluj/RO), doch beschäftigten sich die bisherigen Forschungen hauptsächlich mit dem Versuch einer möglichst präzisen chronologischen Einordnung, um daraus eine Zuweisung zu einem der im jeweiligen Raum durch die Schriftquellen nachgewiesenen Stämme zu gewinnen. Gepiden, Ostgoten, Westgoten – bei letzteren sogar namentlich Athanarich († 381) – wurden als Eigentümer der Schätze von Szilágysomlyó und Pietroasa erwogen 10. Eng mit diesen Zuweisungen sind die Gründe für die Verbergung der großen völkerwanderungszeitlichen Schatzfunde des Karpatenbeckens verknüpft: Sie werden einhellig in den 122 D. Quast · Der Schatz der Königin? Fibelpaare Einzelfibeln Halsschmuck Szilágysomlyó I und II 10 1 14 Multipla, 1 Anhänger Pietroasa 1 (evtl. 2) 1 (evtl. 2) 3 Cluj-Someşeni Ohrringe 1 Fragment Pektorale, Kette(n), Halsring(?), Anhänger und Perlen 1? Weibliche Eliten in der Frühgeschichte Budapest 1 Zamość 2 1 Reggio Emilia 1 1 3 Ketten, 5 Goldperlen, 40 Perlen 4 Paare, 3 Einzelstücke Desana 2 1 2 Ketten 2 Paare, 2 Einzelstücke Fingerringe Gürtel 1 4 Sonstiges »Tafel-« silber »Eid«-Ring, Körperkette, Goldhülse, 24 Ringe 3 Goldschalen Anm. 23 5 Goldgefäße Anm. 16 Münzen Goldbarren 2 2 Schalen 2 Schnallen, 1 Riemenzunge 15 3 8 1 Riemenzunge Kreuzanhänger, Hacksilber 2 Bulla, Ohrlöffel, Kreuzanhänger Anm. 30 16 Siliquae Anm. 37 60 Solidi Anm. 32 18 Löffel Anm. 34 108 Solidi Szikancs Crasna Feldioara Zusammensetzung einiger völkerwanderungszeitlicher Schatzfunde. Nachweis Anm. 28 4 Goldperlen Bíňa Tab. 1 Armringe Anm. 13 1439 Solidi Anm. 13 15 Anm. 13 5 Anm. 13 123 politisch unruhigen Zeiten gesehen, die vielerorts zu profanen Versteckfunden führten. Neben diesen Problemen der historischen Einordnung wurden immer wieder einzelne Sachgruppen der Schatzfunde bearbeitet, etwa die Kette aus Szilágysomlyó, die Medaillons, einzelne Gefäße und natürlich die Fibeln 11. Die Zusammensetzung, die verarbeiteten Materialien und die handwerkliche Qualität der Objekte ließen bei keinem Bearbeiter Zweifel daran aufkommen, dass es sich um (Teile von) Königsschätze(n) handeln müsse 12. Vergleicht man die reichen völkerwanderungszeitlichen Schatzfunde des Karpatenbeckens, so werden trotz der geringen Gesamtzahl zwei Gruppen erkennbar (Abb. 2): Es gibt reine »Rohmaterialschätze« wie die Münzschätze aus Bíňa (okr. Nové Zámky/SK) und Szikáncs (Hódmezővásárhely, Kom. Csongrád/H) sowie die Goldbarrendepots aus Crasna (Sita Buzăului, jud. Covasna/RO) und Feldioara (jud. Braşov/RO) 13. Eine weitere Gruppe enthält Schmuck sowie Edel- und Buntmetallgefäße, aber anscheinend nie Münzen; auch Militaria fehlen komplett, und Teile männlicher Kleidung sind sehr selten (Tab. 1). Geradezu auffällig sind hingegen die vielen qualitativ hochwertigen Bestandteile weiblicher Kleidung. Dennoch gibt es keine Schatzfunde, die ausschließlich Objekte aus der weiblichen Welt enthalten. Wie ist dieser auffällig hohe Anteil an Bestandteilen der weiblichen Kleidung gerade in Szilágysomlyó zu erklären, und inwiefern korrespondiert er mit dem weitgehenden Fehlen männlicher Prunkgräber? Vergleiche der einzelnen Schatzfunde untereinander, aber auch mit anderen zeitgleichen Horten, bieten Interpretationsansätze. Zusätzlich zu den Fundorten Szilágysomlyó und Cluj-Someşeni in Siebenbürgen sowie Pietroasa in der Walachei werden einige Komplexe innerhalb des ehemaligen Römischen Reiches hinzugezogen – wenngleich fraglich bleibt, inwieweit sich römische Strukturen in Pannonien erhalten haben, von wo ein kleiner Schatzfund aus dem Amphitheater des antiken Aquincum, dem heutigen Budapest, stammt 14. Zwei weitere Komplexe, nämlich Desana (Prov. Vercelli/I) und Reggio Emilia (Prov. Reggio Emilia/I) aus Oberitalien, werden ebenfalls kurz gestreift, während die Fibelhorte aus den alamannischen Höhensiedlungen Runder Berg bei Urach (Lkr. Reutlingen) und Gelbe Bürg bei Dittenheim (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen) hier ausgeklammert werden 15. Eine interessante Referenz stellt der Schatzfund aus Zamość (woj. Lublin/PL) nördlich des Karpatenbogens dar. DIE SCHATZFUNDE MIT WEIBLICHEM KLEIDUNGSZUBEHÖR Der 1837 in einem Steinbruch entdeckte Fundkomplex von Pietroasa ist nur unvollständig überliefert 16. Von den mindestens 22 Objekten sind nur noch zwölf erhalten, die anderen gingen unmittelbar nach der Entdeckung verloren 17. Nur wenige Objekte sind der männlichen oder weiblichen Kleidung zuzuweisen. Unter den verschollenen Stücken werden aber mit Steinen verzierte Armbänder genannt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Bestandteile einer weiblichen Schmuckausstattung waren. Die Fibeln sind nur teilweise zuweisbar: Die große »Adlerfibel« stellt sicherlich die Imitation einer römischen Kaiserfibel dar 18. Dasselbe könnte auch für die »kleine« Fibel aus Pietroasa zutreffen, allerdings gehört eine »kleine« Fibel auch zum Fehlbestand – eventuell handelt es sich um ein Gegenstück zur Erhaltenen 19. Als Fibelpaar wäre es sicher von einer Frau getragen worden, genau wie die beiden »Ibisfibeln« (Abb. 3). Michael Schmauder hat auch für den Goldhalskragen auf »die nächsten Vorbilder in der spätantik-frühbyzantinischen Frauentracht der Kaiserin und ihres höfischen Umfeldes« hingewiesen 20. Den Großteil der Funde aus dem Schatz von Pietroasa bilden allerdings die Edelmetallgefäße. Ihre Funktion ist kaum eindeutig zu klären. Ein Teil könnte sakralen Zwecken gedient haben, was die meisten Bearbeiter auch durch die Benennung der Goldschale mit der plastischen Frauenfigur als »Patera« zum Ausdruck bringen 21. Bei anderen Stücken handelt es sich wohl um Tafelgeschirr oder vielleicht sogar um Teile des thesaurus ohne praktische Funktion. Ein zumindest indirekter Bezug zur weiblichen Welt ergibt sich für das 124 D. Quast · Der Schatz der Königin? Abb. 3 Die »Ibisfibeln« aus dem Schatzfund von Pietroasa (jud. Buzău/RO) und die rekonstruierte Trageweise. – (Nach Kat. Frankfurt 1994, 235 Abb 98, 10; Brown 1972, 115 Abb. 3). – o. M. Tafelgeschirr insofern, als das »Servieren« bei Banketten zu den Aufgaben der Frauen herrschaftlicher Familien gehörte 22. Aus Szilágysomlyó liegen zwei Komplexe vor, die eventuell einen zusammengehörigen Schatzfund darstellen 23. Der erste wurde 1797 entdeckt, der zweite 1889 in unmittelbarer Nähe beim Kartoffelpflanzen. Michael Schmauder kam nach seiner sorgfältigen antiquarischen Analyse der Funde zu einem relativ großen Datierungsspielraum für die Zusammenstellung des Schatzes. Einen terminus ante quem stellt die Verbergung des Gesamtkomplexes im zweiten Viertel des 5. Jahrhunderts dar, einen terminus post quem der Thesaurierungsbeginn in der Zeit um 360/370, der durch die Medaillons bestimmt werden kann 24. Für das Thema ist der zweite Fund von großem Interesse, denn er enthielt – neben einer goldenen Kaiserfibel mit einem sorgfältig geschliffenen Schichtachat – zehn Fibelpaare (Abb. 4): ein Paar goldener Buckelfibeln, zwei Paare massiver goldener Bügelfibeln, ein Paar Silberfibeln mit Goldblechverkleidung und Emailverzierung auf der Kopfplatte sowie sieben Paare polychromer Silberblechfibeln, die alle in der für die Gruppe charakteristischen Technik hergestellt wurden. Der Korpus aus Silber ist mit einem Goldblech verkleidet, auf dem die unterschiedlichsten Verzierungen angebracht sind: Cabochons, Cloisonné, Granulation, Filigran. Während ein erster Blick auf die Fibelpaare den Eindruck erweckt, dass sämtliche Nadel- Weibliche Eliten in der Frühgeschichte 125 Abb. 4 Die Fibelpaare aus dem 1889 entdeckten Teil des Schatzes von Szilágysomlyó (heute Şimleul Silvaniei, jud. Sălaj/RO). – (Nach Seipel 1999, 200ff. Kat.-Nr. 46-65). – M. = 1:4. apparate fehlen, zeigen einige überlieferte Seitenleisten, dass der heutige Zustand der Fibeln durch die unsachgemäße Bergung bedingt sein muss. Auffällig ist die z.T. starke Abnutzung der einzelnen Fibelpaare 25. Der erste Schatz von Szilágysomlyó ist durch die 15 Goldmedaillons charakterisiert. Während es sich bei zwei von ihnen um barbarische Nachahmungen handelt, stammen die anderen aus dem Römischen Reich 26. Interessanterweise enthält der erste Schatz aus der weiblichen Welt eine goldene Kette mit zahlreichen Miniaturanhängern, für die Max Martin auf Vergleiche aus dem Mittelmeerraum hingewiesen hat 27. Zusammen mit der Kaiserfibel aus dem zweiten Schatz lassen die genannten Objekte die engen Beziehungen der barbarischen Oberschichten zum Römischen Reich erkennen. Noch deutlicher wird das bei dem 1963 bei Bodenarbeiten entdeckten Schatzfund aus Cluj-Someşeni (Abb. 5). Die Zusammensetzung könnte, trotz des Fehlens von Fibeln, auf ein Grab hindeuten, doch lagen 126 D. Quast · Der Schatz der Königin? Abb. 5 Schatzfund aus Cluj-Someşeni (jud. Cluj/RO): Auswahl der Funde. – (Nach Horedt / Protase 1970, Taf. 21-24). – M. = 1: 2. alle Gegenstände in einem Tongefäß 28. Die qualitativ hochwertigen Cloisonnéarbeiten zeigen stilistische Ähnlichkeiten zu denjenigen aus den nur wenige Kilometer entfernten Apahida-Gräbern und erlauben damit eine Datierung in die Stufe D3 (ca. 450-480/90). Die vegetabile Ornamentik der Rückseite des runden Kettenanhängers aus Cluj-Someşeni lässt keinen Zweifel an der Herkunft aus einer oströmischen Werkstatt aufkommen 29. Ungefähr zeitgleich gelangte der Komplex in den Boden, der sich bei Ausgrabungen im Amphitheater des römischen Militärlagers in Budapest fand (Abb. 6) 30. Auch hierbei handelt es sich um Funde, die ebenso gut aus der Bestattung einer Frau stammen könnten. Der Schatzfund wurde zwar lange Zeit in das 6. Jahrhundert datiert und mit den Langobarden in Verbindung gebracht, doch erlauben die eng verwandten Fibeln aus dem Grab von Repcelak (Kom. Vas/H) keinen Zweifel an einer Einordnung in die Stufe D3 31. Während die beiden zuletzt genannten Horte in ihrer Zusammensetzung durchaus der Kleidungsausstattung eines reichen Frauengrabes vergleichbar sind, ähneln die zwei Schatzfunde aus Italien wieder eher denen aus Szilágysomlyó und Pietroasa. In Reggio Emilia (Prov. Reggio Emilia/I) wurden 1957 bei der Ausgrabung frührömischer Gebäudereste zahlreiche Objekte in einer verschlossenen Bleiröhre gefunden (Abb. 7) 32. Neben zwei Silbergefäßen und elf Hacksilberstücken fanden sich zahlreiche Schmuckstücke, besonders Ohrringe (Abb. 7, 5-7) und Ketten und Fingerringe aus Gold, davon einer mit einem Monogramm, dass als MARCVS (Abb. 7, 3) aufgelöst wird und ein »Ehering« mit den germanischen Namen ETTILA und STAFARA (Abb. 7, 4). Die männliche Komponente ist im Schatz von Reggio Emilia durch die Weibliche Eliten in der Frühgeschichte 127 Abb. 6 128 Schatzfund aus Budapest. – (Nach Nagy 1993, 379f. Abb. 5-6). – M. = 1:2. D. Quast · Der Schatz der Königin? Abb. 7 Schatzfund aus Reggio Emilia (Prov. Reggio Emilia/I), Auswahl der Funde. – (Nach Bierbrauer 1975, Taf. 32-33. 35). – 3-4 M. ca. 1:1; sonst M. = 2:3. goldene Zwiebelknopffibel vertreten (Abb. 7, 8). Nahezu alle Objekte aus dem Komplex wird man mediterranen Werkstätten zuschreiben können – ein fremdes Element stellt lediglich das Paar »ostgotischer« Bügelfibeln dar (Abb. 7, 1-2). Auffällig ist der hohe Anteil an Objekten, die zur Ausstattung von Frauen zu zählen sind (Ohrringe, Ketten, Fibelpaar). Von den 60 beigegebenen, stempelfrischen Solidi liefert eine Prägung der dritten Emission von Basiliscus und Marcus (476-477) einen terminus post quem. Gerade diese Münze wird als »leicht abgenützt« beschrieben 33. Die Bügelfibeln wird man etwas später, nämlich in das ausgehende 5. oder eher sogar in das frühe 6. Jahrhundert, datieren. Der Schatzfund aus Desana (Prov. Vercelli/I) wurde 1938 aus dem Kunsthandel erworben (Abb. 8). Hierbei beweisen wiederentdeckte Akten, dass es sich wirklich um einen Schatzfund handelt 34. Einer jüngst vorgelegten Dissertation zufolge wurde er anscheinend in der Nähe einer spätantiken Villa verborgen 35. Münzen fehlen im Gegensatz zu Reggio Emilia. Auch hier ist aber das einzige sicher der männlichen Amtstracht zuweisbare Objekt eine goldene Zwiebelknopffibel (Abb. 8, 14). »Tafelsilber« ist durch die 18 Löffel belegt. Je ein Paar cloisonnierter Bügelfibeln (Abb. 8, 1-2) und silberner Bügelknopffibeln (Abb. 8, 5-6) sowie unterschiedliche Ringe (Abb. 8, 7-12) – darunter ein goldener Ehering mit dem germanischen Frauennamen VALATRV und dem römischen Männernamen STEFANI(VS) (Abb. 8, 13) – verdeutlichen wiederum Weibliche Eliten in der Frühgeschichte 129 Abb. 8 Schatzfund aus Desana (Prov. Vercelli/I). Auswahl der Funde. – (Nach Bierbrauer 1975, Taf. 6-12). – 13 M. ca. 1:1; sonst M. = 2:3. den hohen Anteil an Objekten der weiblichen Welt. Die Niederlegung des Schatzes erfolgte mit hoher Wahrscheinlichkeit im ausgehenden 5. Jahrhundert 36. Nachdem den völkerwanderungszeitlichen Schatzfunden des Karpatenbeckens solche aus dem (ehemals) römischen Reichsgebiet gegenübergestellt wurden, soll als Vergleich noch ein Komplex aus dem Barbaricum nördlich des Karpatenbogens angeführt werden. Er wurde bereits 1839 bei Arbeiten in der Festung 130 D. Quast · Der Schatz der Königin? Abb. 9 Schatzfund aus Zamość (woj. Lubelskie/PL). – (Nach Kat. Bevern 1995, 99 Abb. 63). – o. M. von Zamość (woj. Lubelskie/PL) entdeckt (Abb. 9) 37. Trotz der undokumentierten Auffindung zeigen bereits die 16 Siliquae Constantius II. (352-355), dass es sich nicht um (einen) Grabfund(e) handelt, sondern um einen Schatz. Weitere Bestandteile des Fundkomplexes sind zwei Prunkfibelpaare, eine Einzelfibel, zwei Gürtelschnallen und eine große Riemenzunge. Die Gürtelbeschläge sind mit Stempelornamentik im Stil der Gruppe Sösdala-Untersiebenbrunn-Coşoveni verziert und datieren die Niederlegung in die Stufe D2 (400/410-440/450). Abweichend von den zeitgleichen Befunden aus dem Karpatenbecken sind in Zamość Münzen und Kleidungszubehör kombiniert. ZWISCHENBILANZ Betrachtet man die vorgestellten Schatzfunde, so wird deutlich, dass die völkerwanderungszeitlichen Komplexe aus dem Karpatenbecken eine besondere Gruppe darstellen. Natürlich warnt die geringe Gesamtzahl vor Verallgemeinerungen, doch werden Unterschiede zu anderen Regionen und Zeitstufen deutlich. Weibliche Eliten in der Frühgeschichte 131 Szilágysomlyó und Pietroasa fallen schon aufgrund ihres ungeheuren Reichtums aus dem Rahmen. Die anderen Schatzfunde wird man als Familienschätze, Versteckfunde oder vielleicht sogar im Sinne einer Selbstausstattung werten müssen. Die Zusammensetzung der völkerwanderungszeitlichen Horte des Karpatenbeckens unterlag einem »Filter«. Bestimmte Sachgruppen fehlen, wie z.B. Beschläge der Männergürtel, Militaria oder Münzen. Auch fehlen Ohr- und Fingerringe, die innerhalb des Römischen Reiches fast in jedem Schatzfund in einiger Zahl auftreten und auch aus den D2-zeitlichen Gräbern mit Silberblechfibeln bekannt sind. Von großer Bedeutung hingegen sind anscheinend »Importe« aus dem Römischen Reich. Es handelt sich also nur um Teile von »Königsschätzen«. Die bewusste Auswahl lässt nicht nur Zweifel daran aufkommen, dass die Horte als Versteckfunde in politisch unruhigen Zeiten angelegt wurden: Sie wirft in unserem Kontext vielmehr die Frage auf, warum Bestandteile weiblicher Kleidung gerade in Szilágysomlyó so überrepräsentiert sind – zumal außerhalb des eigentlichen hunnischen Machtzentrums (sowohl im Barbaricum als auch im Römischen Reich) bzw. nach Verfall des hunnischen Großreiches abweichende Zusammensetzungen bei den Schatzfunden vorliegen. Sind daraus Hinweise auf die ehemaligen Besitzer und die Gründe für die Niederlegung zu erschließen? WEIBLICHE ELITEN, MÄNNLICHE ELITEN UND IHRE KONTAKTE ZUM RÖMISCHEN REICH Von den genannten Schatzfunden enthält Szilágysomlyó mit zehn Fibelpaaren den beeindruckendsten Satz weiblichen Kleidungszubehörs. Dem steht lediglich eine Kaiserfibel gegenüber. Ein kurzer Vergleich dieser Fibeln bietet interessante Einblicke in die Welten männlicher und weiblicher barbarischer Eliten. Im archäologischen Material gibt es einige wenige Fibeln, die aus dem (ost)Römischen Reich im Rahmen von Vertragsabschlüssen zu den nördlich der Donau ansässigen Barbaren gelangten. Sie werden als Kaiserfibeln bezeichnet 38 und sind – natürlich deutlich abgestuft – an den kaiserlichen Ornat angelehnt, der u.a. auf mehreren Mosaiken dargestellt ist. Sie werden dementsprechend der Männerwelt zugerechnet. Es handelt sich stets um Einzelfibeln. Bereits aus dem jüngerkaiserzeitlichen Prunkgrab von Ostrovany (ehem. Osztropátaka; okr. Sabinov/SK) stammt eine derartige Fibel mit Pendilien und einem dreischichtigen Onyx 39. Bereits ins frühe 5. Jahrhundert datieren die prächtigen Exemplare aus Rebrin (ehem. Rebrény bei Nagy Mihály; Zemplínska Široká, okr. Michalovce/SK) und aus dem Schatzfund von Szilágysomlyó. Aus Pietroasa sind auch lokale Imitationen bekannt 40. Diese Kaiserfibeln sind aber Ausnahmen, denn die meisten bekannten Gewandspangen des völkerwanderungszeitlichen Karpatenbeckens gehören zur weiblichen Kleidung, wo sie paarweise getragen wurden. Im Gegensatz zu den Kaiserfibeln sind für die polychromen Silberblechfibeln keine bildlichen Darstellungen bekannt, was wohl darin begründet ist, dass sie im Römischen Reich nicht zur Kleidung der Frauen gehörten. Diese verschlossen ihr Gewand mit runden Scheibenfibeln 41. Die Gruppe der polychromen Silberblechfibeln ist nördlich der Donau beheimatet und geht auf typologische Vorbilder der Černjachov-Sîntana-de-Mureş-Kultur zurück. Vor gut zehn Jahren hat sich Robert Stark umfassend mit herstellungstechnischen Fragen und Werkstattfragen der Fibeln aus Szilágysomlyó auseinandergesetzt und dabei interessante Ergebnisse erzielt. Seiner Meinung nach deuten vor allem die notwendige Werkstattlogistik, zu der besonders die Versorgung mit Halbedelsteinen gehörte, die Emaileinlagen auf einem Goldfibelpaar und die hohe Qualität der Fibeln auf eine Anfertigung in spezialisierten Betrieben südlich der Donau, also innerhalb des Römischen Reiches, hin. Diese produzierten für barbarische Abnehmer, die die Objekte als diplomatische Geschenke oder im Zusammenhang mit sonstigen 132 D. Quast · Der Schatz der Königin? Abb. 10 Distributionswege polychromer Silberblechfibeln unter der Prämisse, dass sie aus süddanubischen, römischen Werkstätten stammen. Abgaben erhielten 42. Diese Ergebnisse sind zwar nicht zwingend, aber ich möchte dennoch die Implikationen beschreiben, die sich daraus ergeben würden (Abb. 10). Die männlichen barbarischen Herrscher erhielten in einem streng geregelten höfischen Zeremoniell Fibeln, die in Anlehnung an den Kaiserornat standen. Prokop (De Aedificiis III, 1, 17-23) beschreibt relativ genau die Fibeln, die den fünf Satrapen Armeniens verliehen wurden: Sie waren aus Gold, mit einem wertvollen Stein in der Mitte, von dem drei Saphire an goldenen Ketten locker herabhingen. Diese Beschreibung erinnert natürlich an die archäologisch überlieferten Kaiserfibeln aus Ostrovany und Szilágysomlyó. Auch Agathias (Historiarum Libri Quinque III, 15, 2) beschreibt eine »Investitur«. Tzathes, ein Herrscher aus Lazike im Kaukasus, erhielt in Konstantinopel aus der Hand des Kaisers Justin I. im Jahr 522 eine mit kostbaren Steinen besetzte Krone, ein golddurchwirktes Gewand, purpurfarbene Schuhe, einen mit Gold und Edelsteinen verzierten Turban und eine Fibel »glänzend mit Juwelen besetzten Anhängern und anderen Verzierungen« als Insignien. Zumindest für das Gewand wird explizit erwähnt, dass es dem kaiserlichen sehr ähnlich sei, sich aber durch bestimmte Merkmale von diesem unterschied. So war am kaiserlichen Hof schon anhand der Fibel und des Mantels erkennbar, dass der Träger in der Hierarchie deutlich unter dem Kaiser stand. Interessant ist in diesem Kontext die Beschreibung des Besuches der Königin der Sabirischen Hunnen am Hof Justinians durch Johannes Malalas (Chronographia 18, 13). Als Verbündete erhielt sie viele Geschenke: »kaiserliche Gewänder, eine Auswahl an Silbergefäßen und nicht wenig Geld«. Zwar bleibt unklar, was genau sich hinter den »kaiserlichen Gewändern« verbirgt, doch sind Fibeln, wie sie für die männlichen Verbündeten detailliert beschrieben werden, anscheinend nicht dabei. Auch Gesandtschaften ins Barbaricum hatten Geschenke für hochgestellte Frauen dabei. Priskos (Fragmente 8) etwa berichtet, dass er und seine Begleiter in einem Dorf übernachteten, das einer von Bledas Frauen gehörte. Als Dank für die Weibliche Eliten in der Frühgeschichte 133 1 2 Abb. 11 1 Amalasuintha auf dem Orestes-Diptychon. – 2 Theodora auf dem Mosaik der Kirche San Vitale in Ravenna. – (1 nach Delbrueck 1929, Taf. 32; 2 nach Deichmann 1958, Taf. 360). gewährte Gastfreundschaft schenkten sie ihr »drei silberne Schalen, rotgefärbtes Leder, indischen Pfeffer, Datteln aus Phönizien und verschiedene Näschereien« 43 – Schmuck war nicht dabei. Es zeigt sich also ein markanter Unterschied in der Behandlung weiblicher und männlicher Eliten durch das oströmische Reich. Frauen erhielten keine höfischen Formen, etwa in Anlehnung an die der Kaiserin; vielmehr wurden für sie Fibeln gefertigt, die im höfischen Zeichensystem unbekannt und somit nicht einzuordnen waren. Sie waren nur im Barbaricum Prestigeobjekte von hoher Bedeutung. Die männlichen Herrscher waren hingegen auf beiden Seiten der Donau klar einzuordnen. Demnach können die polychromen Fibeln auch nur durch die Vermittlung männlicher Herrscher ins Barbaricum gelangt sein (Abb. 10). Die angeführten Implikationen ergeben sich allerdings nur, wenn sich die Ergebnisse der Untersuchungen von Robert Stark als richtig erweisen sollten. Was ist aber, wenn die polychromen Fibeln im Barbaricum gefertigt wurden? Bereits die jüngerkaiserzeitlichen Prunkgräber der Stufe C2 sind durch aufwändig gestaltete Fibeln miteinander verbunden. Einige davon weisen herstellungstechnische Elemente auf, die auch bei den polychromen Fibeln auftreten: nämlich die Verkleidung eines silbernen Corpus mit einem Goldblech, das wiederum als Träger für die Verzierungen dient. Im Rahmen einer Elitenkommunikation wurden auch neue Goldschmiedetechniken rasch verbreitet, wodurch ein weitgehend einheitliches Zeichensystem geschaffen wurde. Dies ist natürlich auch für die völkerwanderungszeitlichen polychromen Silberblechfibeln denkbar. Eine Verbreitungskarte der polychromen Silberblechfibeln der »Werkstattgruppe Szilágysomlyó« verdeutlicht noch einmal, dass wir es hier mit weiträumig vernetzten Eliten zu tun haben (Abb. 1) 44. Gerade am Hof Attilas ist mit hochqualifizierten Handwerkern zu rechnen – auch mit solchen fremder Herkunft. Dass Priskos (Fragmente 8) unter den Geschenken für den Herrscher der Hunnen »indische Edelsteine« nennt, könnte durchaus darauf hinweisen, dass derartige Materialien dort auch verarbeitet werden konnten 45. Für barbarische Herrscherinnen wäre dadurch ein unmittelbarer Zugriff auf derartige Produkte möglich. Ihren Zeichencharakter haben die polychromen Fibeln aber dennoch nur in der barbarischen Welt; im römischen Zeichensystem sind sie ohne Bedeutung. Wie eine auf internationalem Parkett agierende Herrscherin aussieht, zeigt das Orestes-Diptychon mit der Büste der Amalasuintha, die ähnlich der byzantinischen Kaiserin Theodora auf dem Mosaik der Kirche San Vitale in Ravenna gekleidet ist (Abb. 11). Im archäologischen Befund fehlt meines Wissens aber Vergleichbares 46. 134 D. Quast · Der Schatz der Königin? DER SCHATZ DER KÖNIGIN? Szilágysomlyó und Pietroasa werden in der Forschung einheitlich als völkerwanderungszeitliche Königsschätze oder zumindest als Teile von solchen interpretiert 47. Das gehäufte Vorkommen von weiblichem Kleidungszubehör wirft aber die Frage auf, ob es sich nicht eher um Schätze von Königinnen handeln könnte. Dabei ist es zunächst egal, ob mit dem Begriff Königin die Frau eines Herrschers oder eine eigenständige Regentin gemeint ist. Der hohe Anteil an Fibeln fiel schon früher auf und führte zu unterschiedlichen Interpretationen. Gyula László sah im ersten Schatz von Szilágysomlyó den eines Fürsten, im zweiten hingegen den einer Fürstin 48. Allerdings sind die beiden »Teile« nicht als ausschließlich weiblich und männlich zu trennen. István Bóna vermutete den Schatz eines zehnköpfigen Stammesrates und ihrer Frauen zu erkennen und überforderte damit sicherlich (trotz seiner profunden Quellenkenntnis) die Aussagefähigkeit der archäologischen Quellen 49. Im Nibelungenlied, aber auch in späteren Jahrhunderten etwa bei Ostgoten, Franken und Langobarden, treten uns politisch einflussreiche Frauen entgegen 50. Für das völkerwanderungszeitliche Karpatenbecken sind Herrscherinnen in den Schriftquellen aber nicht überliefert. Das muss allerdings nichts heißen, denn die schriftliche Überlieferung unterliegt einer gewissen Zufälligkeit. Es sei hier nur auf OMHARVS und HEVA hingewiesen, deren reiche Grabausstattungen wir aus Apahida und Pouan (dép. Aube/F) kennen, die aber in den Schriftquellen unbekannt sind 51. Martina Hartmann hat darauf hingewiesen, dass die frühmittelalterlichen Königinnen über einen eigenständigen Besitz an Fiskalgut verfügten und Vermögen »auch in Gestalt eines eigenen Königinnenschatzes neben dem Königsschatz« zusammentragen konnten 52. Zwar bleibt unklar, ob es sich nicht »nur« um großen Reichtum handelt, der keinesfalls die Funktion des Königsschatzes innehatte – doch spielt das in unserem Kontext keine Rolle. Der Königsschatz war eine unabdingbare Grundlage der Herrschaftsausübung und wohl teilweise über Generationen angesammelt. Er wurde nicht versteckt aufbewahrt, sondern diente zum einen zum Vorzeigen, also zur Demonstration eigener Größe, zum anderen zur Vergabe von Geschenken an das eigene Gefolge oder an andere Herrscher. Selbst der Schatz einer Herrscherin wie beispielsweise Amalasuintha konnte also aufgrund seiner Funktion gar keine »geschlechtsspezifische Ausprägung« aufweisen. Allerdings ist auch bei den Königsschätzen häufiger die Verwaltung derselben durch die Königin belegt 53. Betrachtet man die Schatzfunde im völkerwanderungszeitlichen Karpatenbecken, so fällt zunächst einmal auf, dass es solche gibt, die ausschließlich aus Objekten zusammengestellt sind, die man auch in Frauengräbern finden könnte: Cluj-Someşeni und Budapest gehören in diese Gruppe. Die »größeren« Schätze hingegen, wie Szilágysomlyó und Pietroasa, enthalten gemischte Zusammensetzungen. Interessant ist in diesem Kontext, dass im Königsschatz auch Bestandteile weiblicher Kleidung vorhanden waren. Schriftquellen nennen die Bestandteile solcher thesauri: ornamenta (ein Terminus, der Schmuck bis hin zum Zaumzeug umfassen konnte), Münzen, Waffen, Gewänder und Bücher. Fibeln, die in großer Zahl in Szilágysomlyó auftreten, werden zwar nicht explizit erwähnt, verbergen sich aber vermutlich unter jenen ornamenta. Im Allgemeinen dürften diese Objekte zur Weitergabe bestimmt gewesen sein. Wenngleich über 300 Jahre älter, so gibt doch Tacitus’ Germania (18) einen wichtigen Einblick in Mitgift und Ehe bei den Germanen 54. Tacitus erwähnt, dass bei den Germanen der Mann der Frau bei der Heirat die Mitgift übergibt. Es gab also auch bei den Kriegern einen Bedarf an weiblichen Trachtbestandteilen. Die Fibeln des Königsschatzes könnten also zur Weitergabe an hochrangige Gefolgsleute bestimmt gewesen sein, die diesen dann als Teil einer Mitgift nutzten (Abb. 10). Ähnliche Distributionsmechanismen vermutet Heiko Steuer beispielsweise für merowingerzeitlicher Bügelfibeln, in deren teils weiträumiger Verbreitung er eher die »Widerspiegelung des Wirkungskreises einer Gefolgschaft und weniger Handel und Austausch« sieht 55. Weibliche Eliten in der Frühgeschichte 135 Depotfunde profan Tab. 2 sakral Versteck Selbstausstattung Opfer individuell/gemeinschaftlich individuell individuell/gemeinschaftlich »Mischung« persönliche Ausstattung ausgewählte Objekte Mögliche Kriterien für die Interpretation von Depotfunden. Denkbar wäre aber auch, dass für den »Eigenbedarf« gehortet wurde, also für Mehrfachehen, die zumindest für Attila schriftlich überliefert sind; und auch Tacitus berichtet, dass die Germanen zwar monogam seien und nur sehr wenige davon abwichen – jedoch »nicht aus Sinnlichkeit, sondern weil sie wegen ihres Adels mehrfach um Eheverbindungen angegangen werden« (Germania 18) 56. In Szilágysomlyó sprechen allerdings die Abnutzungsspuren, die sich auf allen Fibeln fanden, gegen derartige Interpretationen. Alle Stücke waren in Benutzung gewesen und kaum zur Weitergabe geeignet. Daher bleibt zu diskutieren, ob die Gründe für die Niederlegung für das Überwiegen von Bestandteilen der Kleidung weiblicher Individuen verantwortlich gemacht werden können. Theoretisch lassen sich Depotfunde in unterschiedliche Kategorien aufgliedern (Tab. 2), doch ist die Zuweisung einzelner Komplexe praktisch nicht immer ganz einfach. Reggio Emilia und Desana könnten aufgrund der »Mischung« der Funde und der zusätzlichen Münzen durchaus profane Versteckfunde darstellen – ähnlich denen, die aus dem 3. Jahrhundert in einiger Zahl aus dem Römischen Reich bekannt sind 57. Allerdings wird immer unklar bleiben, ob die »Mischung« nicht doch eine ganz bewusste Auswahl darstellt. Budapest und Cluj-Someşeni könnten »Selbstausstattungen« sein, denn der Inhalt der beiden Horte könnte genauso gut aus je einem Frauengrab stammen – lediglich die Befunde bezeugen, dass es sich um Schätze handelt. Ebenso wären beide Komplexe aber auch als »späte Ausläufer« eines Hortfundhorizontes der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts zu interpretieren 58. Gerade bei den Horten dieses Horizontes ist eine bewusste Auswahl der deponierten Objekte zu erkennen, seien es Halsringe im südlichen Skandinaven und am Niederrhein oder eben Fibeln in Szilágysomlyó. Im Karpatenbecken liegen als interessante Referenzgruppe zeitgleiche, reich ausgestattete Gräber vor. Die Eliten stellten sich durch Prunkgräber dar – allerdings fast nur die Frauen! In der männlichen Welt bestand zu einer solchen Selbstdarstellung anscheinend kein Anlass, auch nicht durch die Niederlegung von Horten. Die bewusste Auswahl der Objekte im Schatz von Szilágysomlyó zeigt also eigentlich eine Parallelerscheinung zu den Prunkgräbern. Und diese wie jene wurden von den lokalen Eliten zur Selbstdarstellung genutzt. Die zeitgleichen Horte vom Niederrhein interpretierte Hendrik Anthonie Heidinga als von den lokalen Eliten niedergelegte Weiheopfer, die u.a. diese kultischen Handlungen, die ihre Nähe zu Göttern und Vorfahren unterstreichen sollten, dazu nutzen, ihre Herrschaft zu sichern 59. Es stellt sich damit erneut die Frage, warum in Szilágysomlyó nahezu ausschließlich Bestandteile weiblicher Kleidung niedergelegt wurden. Hatten Frauen eine besondere Funktion bei der Zeremonie während der Niederlegung, oder galt das Opfer einer weiblichen Gottheit 60? Beides ist möglich, aber anhand der archäo- 136 D. Quast · Der Schatz der Königin? logischen Quellen nicht zu bestimmen. Einen Zugang zur formulierten Frage bietet die beschriebene Parallelität zu den Grabausstattungen. Die markanten geschlechtsspezifischen Unterschiede zeigen, dass die militärische Komponente, die sicherlich bestimmend war für das Leben der meisten Männer, nach dem Tod keine Rolle mehr spielte. Waffenausstattungen und zugehörige Gürtungen sowie Rangabzeichen in Form von Armund Halsringen brauchte man im Jenseits anscheinend nicht! Warum also sollte man sie opfern? Niederlegungen, die im Sinne männlicher Selbstausstattungen zu interpretieren wären, liegen deshalb nicht vor. In der weiblichen Welt fehlt die militärische Komponente. Dort sind andere Objektgruppen statusanzeigend, die weitgehend dem Bereich der Kleidung zuzuweisen sind. Eventuell sind aber auch gesellschaftliche Aufgaben durch Tafelgeschirr repräsentiert. Es sind also nicht politische, sondern ganz einfach religiöse Gründe dafür verantwortlich, dass in den großen Schatzfunden Bestandteile weiblicher Kleidung überwiegen. Dass gerade dieser Bereich des menschlichen Lebens als Filter für das Zustandekommen bewusst niedergelegter Komplexe verantwortlich ist, ist zwar eine Binsenweisheit, doch selten zeigt sich eine Parallelität zwischen Gräbern und Horten so deutlich wie im völkerwanderungszeitlichen Karpatenbecken. Da die Selbstdarstellung lokaler Eliten zumeist entweder über Depots oder über Gräber erfolgte, ist ein Abgleich zumeist unmöglich. Für weitergehende religionsgeschichtliche Untersuchungen bietet diese aufgezeigte Parallelität daher eine wichtige Basis. Anmerkungen 1) Kossack 1974. 2) Quast 2009a. 3) Zu Lübsow Gebühr 1974, 82-128 Abb. 1. 4) Zahn / Schulz 1933. – Dušek 1999. – Christensen / Ingstad / Myhre 1993. – Nyman u.a. 2003. 5) Wieczorek / Périn 2001, 118f. Nr. 2, 10; 121 Nr. 2, 12. 6) Stark 1999; 2000. 7) Zuletzt Bierbrauer 2008, 26ff. bes. 33ff. 8) Bierbrauer 1975, 68f.; 1994, 55. 108. 124. 137. 9) Zuletzt zusammenfassend Schmauder 2007. 10) Stark 2000, 124ff. – Schmauder 2002, 48 Anm. 274; Kiss 1999b, beide jeweils mit der entsprechenden Lit. 11) Capelle 1994. – Bursche 1998, 48ff. 241ff. Nr. 22. – Stark 2000. – Seipel 1999. – von Heland 1973. – Harhoiu 1999. – Vgl. auch Anm. 27. 12) Schmauder 2002, 37. 231ff. – Zu den Königsschätzen zuletzt, jeweils mit älterer Literatur: Hardt 2004. – Gasparri 2004. – Bougard 2004. – Lediglich Capelle 1968 sprach sich aufgrund der Inschrift gegen einen Königshort aus. 13) Kolnikova 1967/68. – Biró Sey 1975/76. – Grierson / Mays 1992, 279f. Tab. 43 (Bíňa), 290; Tab. 48 (Szikancs). – Cavruc 1998, 134 Nr. 31a (mit vollständiger Bibliographie zu Crasna). – Kiss 2001b, 235ff. Nr. 2. 8. 14. 22. – Reinert 2008b. – Zur Interpretation der Solidihorte vgl. jetzt Guest 2008. 14) Nachweise unten bei der Besprechung der jeweiligen Befunde. 15) Christlein 1974, 15ff.; 1979, 20. – Dannheimer 1962, Taf. 3, 1.3. – Zu den anderen Fundorten vgl. unten. 16) Zuletzt je mit älterer Literatur: Kat. Frankfurt 1994, 230ff. Nr. 98. – Harhoiu 1998, 184f. – Schmauder 2002, Bd. 2, 49ff. 17) Zur Fundgeschichte vgl. Brown 1972, 111-116. – Schmauder 2002, Katalogteil 49. 18) So zuerst meines Wissens nach Brown 1972. 19) Ebenda 111. – Schmauder 2002, 65f. 20) Schmauder 2002, 123. 21) von Heland 1973, 11ff. 96ff. – Schmauder 2002, 193ff. – Harhoiu 1999, 276ff. 22) Le Jan 2008, 282. – Rosengarten 2007/08. – Vgl. Beitrag Enright in diesem Band. 23) Harhoiu 1998, 189ff. – Kiss 1999a. – Schmauder 2002, Bd. 2, 72ff. (jeweils mit älterer Literatur). – Stark 2000, 45ff. 107ff. äußert sich kritisch zur genauen Lokalisierung der beiden Fundstellen. – Vgl. jetzt auch Hilberg 2009, 161f., der von zwei getrennten Niederlegungen ausgeht und einen Zusammenhang mit dem Reichtumszentrum Gudme auf Fünen und Młoteczno/Hammersdorf erkennt. 24) Schmauder 1999, 124. – Stark 2000, 102ff. 25) Stark 2000, 54ff. (bei jeder Kat.-Nr. finden sich unter »D« Hinweise zu Abnutzung und Reparaturen). – Seipel 1999, 205ff. Nr. 66-70. 26) Bursche 1998, 48ff. 241 Nr. 22. – Stark 2000, 102ff. – Schmauder 2002, 160ff. – Dembski 2008. 27) Martin 1997, 365ff.; gekürzte Fassung unter gleichem Titel (Martin 1999). 28) Horedt / Protase 1970. – Harhoiu 1998, 171f. – Schmauder 2002, Bd. 2, 27ff. – Wieczorek / Périn 2001, 162ff. Nr. 4. 11;147ff. auch die genannten Gräber von Apahida. 29) Schmauder 2002, 128ff. 30) Bóna 1956, 217-220 Taf. 48-50. – Werner 1962, 67. 115116. 157 Nr. 62 Taf. 26, 1-2. – Nagy 1993, 378-380 Abb. 46 Taf. 5-6. Weibliche Eliten in der Frühgeschichte 137 31) Martin 2004, 168ff. – Zu Répcelak vgl. Kiss 2001a. 32) Bierbrauer 1975, 302ff. Nr. 25. – Kat. Milano 1994, 202ff. Nr. III, 28. – Baldassarri / Chiara Favilla 2004, 177f. Nr. 15. 46) Fuchs 1943, 128ff. Abb. 16. – Delbrueck 1929, 148f. Nr. 32 Taf. 32. – Volbach 1976, 40f. Nr. 31 Taf. 16. – Deichmann 1958, Taf. 360. – Vgl. allg. auch McClanan 2002, bes. 121ff. 33) Bierbrauer 1975, 202. 47) Schmauder 2002, 35f. 34) Ebenda 263ff. Nr. 7 (dort noch als Grablege). – Kat. Milano 1994, 208ff. Nr. III, 29. – Baldassarri / Chiara Favilla 2004, 80 Nr. 22. – Aimone 2009. 48) László 1970, 25f. 35) Aimone 2009, 311ff. 36) Anders, mit Datierung ins erste Drittel des 6. Jhs., Bierbrauer 1975, 116. 204ff. – Aimone 2009, 307ff. 37) Sulimirski 1966. – Kropotkin 1970. – Kat. Bevern 1995, 192 Nr. 4859-4856 Abb. 63. – Zuletzt Madyda-Legutko 2006, 149. 49) Bóna 1976, 67ff. – Vgl. Stark 2000, 113. 50) Vgl. jetzt Hartmann 2009. – Zum Nibelungenlied zuletzt Schwarzmaier / Herrbach-Schmidt 2003. 51) Wieczorek / Périn 2001, 144ff. Nr. 4, 6; 156 Nr. 4, 9 (mit älterer Literatur). 52) Hartmann 2004, 31ff.; 2009, 159f. – Stafford 2000. 38) Schmauder 2002, 55ff.; 1999. 53) Gasparri 2004, 55ff. – Gräslund 2006, 164. – Vgl. Beitrag Hardt in diesem Band. 39) Prohászka 2006, 40ff. – Schmauder 2002, 74f. 54) Much 1967, 282ff. 40) Schmauder 1999, 125. – Reinert 2008c. 55) Steuer 1994, 139. 41) Zuletzt mit weiterer Literatur Quast 2006. 56) Much 1967, 282ff. 42) Vgl. zur Terminologie Engemann 2005. 57) Martin-Kilcher / Amrein / Horisberger 2008, 121ff. 43) Doblhofer 1955, 38. – Blockley 1983, 263. 58) Quast 2009b, 220ff. 44) Stark 2000, 140ff. mit detaillierter Merkmalsanalyse. 59) Heidinga 1990, 16ff. 45) Doblhofer 1955, 27. – Blockley 1983, 249f. 60) Vgl. z.B. von Brunn 1980, 123ff. Quellen Agathias, Historiarum Libri Quinque: Agathias, The Histories. Corpus Fontium Historiae Byzantinae II A (Berlin, New York 1975). Prokop, De Aedificiis: Procopius in seven volumes VII. Buildings. The Loeb Classical Library (Cambridge 1954). Johannes Malalas, Chronographia: The Chronicle of John Malalas. Byzantina Australiensia 4 (Melbourne 1986). Tacitus, Germania: Tacitus in five volumes, I. Agricola, Germania, Dialogus. 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Völkerwanderungszeitliche Schatzfunde und weibliche Eliten Aufgrund ihres außerordentlichen Goldreichtums werden die großen völkerwanderungszeitlichen Hortfunde des Karpatenbeckens aus Pietroasa, Szilágysomlyó und Cluj-Someşeni im Allgemeinen als Königsschätze bezeichnet. Allerdings beinhalten sie auffällig viele qualitativ hochwertige Bestandteile weiblicher Tracht, während Militaria komplett fehlen und Teile männlicher Kleidung sehr selten sind. Eine Erklärung für dieses Überwiegen weiblichen Kleidungszubehöres bieten die zeitgleichen Grabausstattungen. Es sind zumeist überdurchschnittlich reiche Frauengräber bekannt, während die Männer weitgehend beigabenlos bestattet wurden. Waffenausstattungen brauchte man im Jenseits anscheinend nicht. Hierfür sind also religiöse Gründe verantwortlich zu machen. Deutet man die Horte aufgrund ihrer Zusammensetzung eher als Opfer denn als Versteckfunde, so könnte die Parallelität zu den Gräbern das weitgehende Fehlen der männlichen Komponente in den Schatzfunden verständlicher machen. The Queen’s Treasure? Treasure Discoveries and Female Elites of the Migration Period The hoard finds of the Migration period of the Carpathian basin from Pietroasa, Szilágysomlyó and Cluj-Someşeni, are commonly referred to as royal treasures thanks to their extraordinary abundance of gold. Interestingly, they include a conspicuous amount of high-quality elements of female clothing, while militaria lack entirely and parts of male clothing are very rare. An explanation for the majority being of female accessories possibly lies in the contemporary grave equipments itineraries. Of the known graves, the female ones are mostly unusually rich and men were buried almost without grave goods. Apparently armed equipment was innecessary for the life to come. Consequently the decribed situation must have been due to religious reasoning. Assuming that the composition of the finds indicates them to be offerings rather than hidden finds, then the parallel development to the previously named graves makes the lack of male components in the treasure finds more reasonable. Translation: G. Pare Le trésor de la reine? Dépôts et élites féminines de l’époque des Grandes Migrations En raison de leur extraordinaire richesse en or, les importants dépôts de l’époque des Grandes Migrations de Pietroasa, Szilágysomlyó et Cluj-Someşeni, dans la cuvette des Carpathes, sont généralement désignés comme étant des trésors royaux. Ils contenaient cependant un nombre remarquablement élevé de pièces d’habillement féminin de haute qualité, tandis que les militaria sont totalement absents et les éléments vestimentaires masculins très rares. Les assemblages funéraires de la même période fournissent une explication à cette prédominance des pièces d’habillement féminin. La plupart du temps, ce sont les tombes de femmes plus riches que la moyenne qui sont connues, alors que les hommes étaient dans une large mesure inhumés sans mobilier d’accompagnement. La déposition d’armes n’était visiblement pas nécessaire pour le passage dans l’au-delà. On peut ainsi également invoquer des raisons religieuses. Si, en raison de leur contexte, on interprétait ces trésors plutôt comme des offrandes que comme des caches, le parallélisme avec les tombes permettrait de mieux comprendre le manque récurrent d’éléments masculins dans les dépôts. Traduction: G. Pierrevelcin Weibliche Eliten in der Frühgeschichte 141